Impressionen mit schwarzen Flügeln

Das Vorwort zum letzten Katalog.

Geschrieben von der Tiroler Kunsthistorikerin Frau Dr. Elisabeth Maireth.

Impressionen mit schwarzen Flügeln

Der Vielseitigkeit des Künstlers „Ernesto“ scheinen fast keine Grenzen gesetzt.

Zum einen sind es die verschiedenen Techniken, die er als Ausdrucksmittel variiert, zum anderen sind es auch die ungewöhnlichen Bildformate, die aus der üblichen Norm ausbrechen und mit Arbeiten aus Metall bewegt er sich im dreidimensionalen Raum.

Als brillanter Radierkünstler bereitet er uns mit seinem Lieblingsmotiv eine „Rabenschau“. Der Rabe, der in der Kunst und Literatur für Klugheit und Weisheit, für Geschwätzigkeit oder Gefräßigkeit bereits im späten Mittelalter Einzug gehalten hat, wird bei Ernesto als Protagonist köstlicher Geschichten eingesetzt, denen größtenteils viel Wissen und eine Menge persönlicher Erfahrung zugrunde liegt.

Die Qualität seines gesetzten Striches, das behutsame Einsetzen feiner Farbigkeit im Hintergrund, ist Voraussetzung für die Konzentration auf das Wesentliche. Die Untertitel sind Leitfaden zum Entschlüsseln der formalen Vorgaben und inspirieren den Betrachter zum Verweilen, Deuten und Amüsieren.

Venedig, des zweite Lieblingsmotiv, bietet uns durch den Wechsel von Radierung, Mischtechnik und Ölmalerei, durch geänderte Farben, verschiedene Tages- und Jahreszeiten und den daraus resultierenden unterschiedlichen Lichtverhältnissen, perfekte Spannung.

Beim Radierverfahren versteht Ernesto durch die notwendige zeichnerische Qualität, die Technik aufs Feinste umzusetzen. Mit Akribie und feinster Präzision gelingt es ihm, der topografischen Genauigkeit Respekt zu zollen. Mit besonders aufmerksamem Auge, aber auch mit Gespür für das Atmosphärische, das die Lagunenstadt ausstrahlt, begegnet er seinem steinernen Gegenüber. Die Liebe und die Verpflichtung zum Detail, die einen geduldigen und langwierigen Arbeitsprozess vom Künstler abverlangt, lässt unweigerlich Erinnerungen an altmeisterliche Stadtveduten aufkommen, ohne jedoch altmodisch oder wenig aktuell zu wirken.

Dem Weltenbummler Ernesto gelingt als Maler, trotz Präferenz statischer Kompositionselemente, mit scheinbar leichter Hand, ein Aufbrechen atmosphärischer Strukturen. Ob in den jüngeren Venedig-, Toskana-, Marokko-, Peru-, Stonehenge- oder den Australien-Bildern, das Schaffen neuer Raumordnungen im Bild wird sichtbar.

Im Beherrschen der verschiedenen Arbeitstechniken findet er den jeweils richtigen Weg, das Spiel zwischen Gegenständlichkeit und freier Form auszuloten. Die meist auf dem Lokalkolorit basierende Farbpalette steigert die Bildaussage zu einem Zusammenklang von Farbe, Fläche und Form.

Die Vielfalt von Ernestos Werken gipfelt in seinen Buntstiftzeichnungen, hier kommen das zeichnerische Können und das perfekt ausgereifte Jonglieren mit unterschiedlichsten Farben zur Vollendung. Durch die zarte Transparenz und das behutsame Auflösen der Motive, das dem Künstler auch hier einen geduldigen, langwierigen Arbeitsvorgang abverlangt, gelingt eine sehr persönliche Vergegenwärtigung seiner Empfindungen.

Ernesto findet, trotz Wiederholung seiner Motive und Themen, immer wieder Neues. Stets auf der Suche nach dem richtigen Ausschnitt, dem richtigen Zeitpunkt und dem sich ständig veränderndem Licht, passend für seine Bildkompositionen.

Dokumentationen zwischen Realität und Illusion.

Beim Einfangen und Festhalten flüchtiger Momente gelingt ihm eine Steigerung und  Verdichtung des Ausdrucks, die seine persönlichen Empfindungen und Erlebnisse widerspiegeln.

Ernesto…..ein Leben voller Impressionen…..mit schwarzen Flügeln!

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